- THE CITY -
Rollenbiographien


25.12.2000

  Als Vorbereitung auf dieses Stück kamen wir auf die Idee, dass jeder Schauspieler aus seiner Rolle heraus, einen Brief, ein Gedicht oder sonst etwas anderes schreiben könnte. Dadurch bekamen wir durch das intensive Befassen mit der Rolle ein besseres Rollenverständnis.
Einige der Texte wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.
 
Felicia

Felicia
Felicia ist die junge Frau von Magnus. Sie ist hochschwanger als die Ultras die Macht ergreifen. Doch ist sie im Gegensatz zu Magnus nicht politisch aktiv. Als Magnus sich gegen die Ultras auflehnt, bekommt sie den ganzen Terror der Regimes zu spüren. Sie wird verhaftet und erlebt Folter und Qual. Sie ist es, die am Ende des Stückes in den Tod geht.

Felicia, dagestellt von Alice Seibel.

Schritt für Schritt vergesse ich, wie wir lernten uns zu lieben. wenn ich dich anschaute, fühlte ich mich, wie in einem Traum. Oh dieser Traum voller Erwartungen und Gefühle, die niemals vergehen sollten. Du sahst mich immer mit glitzernden Augen an, die von Leidenschaft und Sehnsucht nach dem Paradies geprägt waren. Schritt für Schritt kamen wir unserem Paradies näher - wir dachten niemals daran aufzugeben.
Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als dich zu verlieren. Bis zum Tode hin hörte ich deine Stimme in meinen Träumen. Deine Stimme ist so zart, wie sonst keine.
Doch verschleiern sich meine Träume - Schritt für Schritt -
Felicia

 
Magnus

Magnus
Magnus ist zur Zeit als die Ultras an die Macht kommen junger Bürgermeister der Stadt. Er ist der Anführer der LFM und auch die Person die öffentlich auftritt. Doch denkt Magnus nicht wirklich über sein Tun nach (das überläßt er dem Doktor), er handelt eher aus dem Notwendigkeit heraus. Das ist auch der Grund, warum er seine Rede hält, die der Anlaß für die Ultras ist, ihn zuverfolgen.

Magnus wird verkörpert von Joscha Wangerin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

'Es lebe die Freiheit!'


Hans Scholl, direkt vor seiner Hinrichtung

Lieber Felix
Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, weil ich nicht weiß, ob du diese Worte je lesen wirst. Die jetzige Zeit ist die schwierigste meines Lebens. Ich weiß nicht, ob ich dich je sehen werde, ich möchte nur, dass du weißt, wie die Dinge zur Zeit stehen.
Felicia hat dich in den letzten Tagen zur Welt gebracht. Leider kann ich mich zur Zeit nicht wirklich darüber freuen. Wie du vielleicht schon weißt, bist du im Gefängnis geboren bist - deine Mutter haben sie hier hin verschleppt. All dies haben wir den Ultras zu verdanken. Sie vernichten alles, was sich ihnen in den Weg stellt.
Und ich, ich habe mich ihnen in den Weg gestellt, und um mich zu bremsen haben sie deine Mutter inhaftiert. Was ich dir mit Gewißheit sagen kann ist, dass du deine Mutter wahrscheinlich nie kennenlernen wirst und es währe ein Wunder, wenn du überlebst.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du in Zukunft in Frieden und ohne Angst leben kannst.
Ich verfluche den Tag, an dem ich den Widerstand gegen die Ultras aufgenommen habe. Ich hätte schweigen sollen, wie alle andern.
Es ist meine Schuld. Aber irgend jemand mußte doch etwas unternehmen. Und wenn nicht ich, wer sonst. Bitte glaube mir, ich konnte doch nicht ahnen, dass es sich so entwickeln könnte. So helfe mir doch jemand, ich weiß nicht mehr was ich tun soll ! Der Fanatismus greift um sich; das Leben, wie wir es kennen geht zu Ende.
Und über mir liegt ein grauer Schleier der Vernichtung. Ich kann nichts mehr sehen vor Erschöpfung, Angst, Haß und Wut.
Mein Sohn, ich liebe dich !
Doktor

Doktor
Doktor ist der interlektuelle Kopf der ganzen Widerstandgruppe. Er ist der, der Magnus'  Reden schreibt, Pläne entwirft und und und. Es ist sein Plan, der das Kind nachher befreit. Er ist der Theoretiker, der aber ohne Magnus, den Handelnden, nichts ausrichten kann. 

Doktor, dagestellt von Janosch Steuwer
 
 
 
 
 
 
 

Nie wieder Faschismus ! Nie wieder Krieg !
Schwur der Gefangenen im KZ Buchenwald nach der Selbstbefreiung
Wieder sind Leute verhaftet worden. Wieder sind Leute gestorben. Überall sind Spitzel und Denunzianten. Letztens ist jemand verhaftet worden, weil er einen Witz über die Führer gemacht hat - einen Witz. Er ist wegen Landesverrat inhaftiert worden.
Und wir, wir sind allein. Allein in mitten dieses wahnsinigen Fanatismus, der die Menschen nicht mehr los lässt. Jemand hat mal gesagt:'Die Wahrheit setzt sich immer durch!'. Gut - aber wie lange dauert das ? Lang genug bis sie mich auch haben ?
Das Beste wäre ein Aufstand. Die Revolution des Volkes! Aber das Volk ist nicht nur auf dem rechten Auge blind, sondern auch noch auf beiden Ohren taub. Man müsste ihnen Augen und Ohren öffnen. Aber wie ? Mit der Wahrheit ? Die die meisten doch nicht hören wollen ?
Eine tausendmal gehörte Lüge ist glaubhafter, als eine zum erstenmal gehörte Wahrheit !
Und doch müssen wir versuchen die Massen zu mobilisieren. Nur ein Führer ohne Gefolge ist, wie Feuer ohne Brennstoff. Es erlischt ! Wir müssen es versuchen !
 
Es wird höchste Zeit den Widerstand offen zu machen!
Doktor
Gösswein

Gösswein
Gösswein ist einer der Mittstreiter in der Widerstandsgruppe. Er ist wie die anderen mit vollem Herzen dabei, macht das alles aber aus einem Aufrechtigkeitsgefühl und nicht aus einer Ideologie (wie Doktor) heraus. Er macht sich nicht besonders viele Gedanken, sondern folgt Magnus und Doktor.
Ich muss schreiben, da ich mit so wenigen sprechen kann. Nur der leiseste Hauch von Andersdenken könnte mich in ein Gefängnis bringen. Jeder ist so 'treu' und 'logal' zu den Führern, dass sie keine Kritik dulden. Gerade werden Tausende von Menschen verhaftet, verschleppt und, leider Gottes, auch getötet. Keiner achtet mehr darauf, ob es Freunde, Bekannte oder, ja, sogar Verwandte sind. Die Massen vertrauen auf Männer und Frauen, die sie nur ein paar Mal auf Plakaten gesehen haben. Sie helfen ihnen und verraten isich selbst. Es gibt nur wenige, die sich überwinden und gegen dieses Regiem ankämpfen. Aber nicht nur das Volk ist blind, sondern auch unsere sogenannten Volksvertreter stellen sich unwissend vor uns. Sie haben Angst ihre Stellungen zu verlieren und damit ihr Geld. Wir müssen aber kämpfen, für etwas Gutes, für unsere Herkunft.
Gösswein
Monika

Monika
Monika ist Felicias beste Freundin. Sie behütet Felicia in der Schwangerschaft und gibt Felicia eine Menge Kraft. Sie ist tief getroffen, als Felicia verhaftet wird und beteildigt sich auch an der Befreiung des Kindes. Das letzte Mal sieht sie Felicia bei ihrer Verhaftung.

Felicia !!!


Die Schuld, die ich in meinem
Gewissen trage, zwingt mich
- zur Verzweiflung
- zur geistigen Leere

Dein Todesurteil vom
Feind überbracht
mit lautem Getöse
lähmt mich bis ins Innerste

Deine Stärke
und die Kälte des Fremden
machen mir Angst
- ersticken unsere Liebe

Deine Freundschaft
Ohne sie bin ich ein Nichts
- einsam
- nur die Hälfte vom Ganzen
 

KANN TOD NOCH VERGEBEN,
WENN NICHT MAL LIEBE ES VERMAG
 

Bruder Thomas

Bruder Thomas
Bruder Thomas ist einer der Führer der Ultras. Durch seinen religiösen und politischen Wahn ist er Mitschuld an Hunderten von Morden, den ungezählten Folterungen und Unterdrückung aller Andersdenkenden. Er führt die 'Verhöre' mit den Gefangenen und beeinflußt die Massen im Sinne des Führers. 

An den Führer unserer großen Bewegung

Mit tiefem und großen Stolz, darf ich ihnen mitteilen, dass unsere geplanten Vorhaben erfolgreich vollendet worden sind. Ich persönlich habe mich um unsere neuen Anhänger gekümmert und ihr Vertrauen und ihre Kraft für unsere geplante Weltsäuberung an uns gebunden. Das Unternehmen war ein voller Erfolg.
Die Widerstandsaktivitäten in unserer Stadt nehmen stark ab. Nur die Gruppe um den ehemaligen Bürgermeister setzt sich noch zur Wehr. Doch bald werden wir auch sie haben.

Auf baldige Antwort hoffend