"Schülertheater am Limit!"
Eine kurze Erinnerung von Wolfhard Schulz :
 
 

"Weil`s so schön war ! Noch eine Hochzeit !"
Nach der "Mittsommernachtstraumhochzeit"

jetzt, bald, voraussichtlich, vielleicht, wahrscheinlich, möglicherweise, eventuell,
kann sein, mittelfristig, gegebenenfalls, jawohl, mit ziemlicher Sicherheit kommt jetzt:
 
 

Bertold Brecht

Die Kleinbürgerhochzeit
Eine Theaterproduktion des WP I-Kurses KUDA des 10. Jahrgangs mit W.Schulz

Es sind dabei :

- der Vater der Braut, Ivonne Litschko
                                                        - die Mutter des Bräutigams, Michaela Riga
- Maria, die Braut Karina Kolpatzik
                                                        - Ina, ihre Schwester Julia Schwarzmüller
- Jakob, der Bräutigam David Schettl
                                                        - Hans, sein Freund Nadine Horstmann
- ein Kind, Carolin Walzl
                                                        - Emmi, die Frau Anke Cichy
- der Mann, Katrin Donath
                                                        - Herr Hans Mildner, Julia Cotta
- der Großvater der Braut,
                                                        - die Nachbarin, Dorothee Heinig
- Herr König, der Versicherungsvertreter Tamara Brkljac
                                                        - der Arzt, Nadine Horning
- Sprecherin, Nicole Grünewald
                                                        - Souffleuse, Sandra Grunwald
- Regie und Buch, Wolfhard Schulz
 
 

Premiere voraussichtlich im März um halb Acht. Beachten Sie bitte die Hinweise in allen öffentlichen Medien und in diesem Schaukasten und natürlich unsere Web-Site: "www.lust.ig.hhh."
 
 

Mit dieser öffentlichen Ankündung stand damals vor Weihnachten ..... (?) für alle Beteiligten fest,- jetzt gab es kein Zurück mehr! Es wurde Ernst! Ein mühseliger und langer Entscheidungsprozess war abgeschlossen worden. Es sollte ein komisches Stück sein und dabei auch kritisch! Man sollte so richtig die sprichwörtliche ....... rauslassen können, es den Älteren mal so richtig zeigen. Filme von Karl Valentin wurden angesehen, merkwürdige alte Schallplatten angehört, eine Zielrichtung absurden Humors vorgegeben. Bei Brechts "Kleinbürgerhochzeit" fanden wir diese Vorstellungen vorgegeben. Das Stück musste nur noch "etwas" verändert werden. Kein Problem. Also wurden einfach ein paar Personen dazu erfunden: ein nerviger Großvater, ein nerviges Kind, ein nerviger Versicherungsvertreter, eine nervige Nachbarin und ein genervter Arzt komplettierten das Brechtsche Chaos! Seit dieser Aufführung muß der Begriff der "Werktreue" neu definiert werden. Oh Heiliger Bertolt, verzeihe uns! Denn wir wussten nicht, was wir taten! Feinste Anspielungen auf bestimmte Details unseres schulischen Innenlebens (Stichwort u.a. "Selbstbaumöbel") wurden so geschickt eingeflochten, dass sie garantiert von keinem mehr verstanden wurden, also, es wurde nichts ausgelassen.

Die Probetage schritten voran, nur das Textlernen nicht und der Stress wurde nahezu unerträglich, am Tag vor der Premiere war ich kurz davor, das ganze abzusagen. Es war ein wirklich hartes Brot für den bedauernswerten Kunstlehrer, worauf hatte ich mich da wieder eingelassen?

An dieser Stelle sei noch mal Jochen gedankt, der im Hintergrund mit den Jungs von Toppfiz die Technik im Griff hatte und beständigen moralischen Beistand leistete.

Wir wagten es und es lief wider Erwarten recht erfolgreich! Zwei atemberaubende Versprecher, die mal so eben drei Seiten übersprangen und alle anderen vor ein Rätsel stellten (nein, keine Namen!), wurden schließlich von der Truppe bewundernswert improvisierend aufgelöst, was dem Abend eine dramatisch überzeugende Wendung gab und dem hinter dem Vorhang verzweifelt, aber vergeblich soufflierenden und gestikulierenden Regisseur eine stattliche Anzahl frischer, grauer Haare bescherte. Die Patzer merkte nur der Textkundige, es passte dann irgendwie wieder! (Spricht ja eigentlich nicht für die Textvorlage!)

Das Publikum (nicht nur die Eltern) war doch wohl positiv überrascht und es war dann doch noch ein schöner Abend! Die "Hochzeitsnacht" wird uns nicht nur wegen unseres Traumpaares Karina und David immer unvergesslich bleiben.

Ein besonderer Dank geht an meine Mutter, die uns ein fischförmiges Gebilde aus Griesbrei gebacken hat! ("Hier kommt der Lachs!") Diese pampige Komposition wurde auf der Bühne auch tatsächlich verspeist. Deren zartrosa Tönung wurde nach einer Vielzahl von Experimenten mit Kirschsaft aus kontrolliert bio-dynamischen Anbau erzielt. Meine Mutter grübelt noch heute über den Kommentar einer Mitspielerin, der "Lachs" hätte überhaupt nicht nach Fisch geschmeckt!

Dieser Ausschnitt mag dazu dienen, an diesen unvergesslichen Abend zu erinnern:

DIE MUTTER : Kinder, ihr werdet`s nicht glauben, wen ich hier habe ! Herrn König von der Duisburg-Wannheimer !

DER VERTRETER : (zackig) Einen schönen guten Abend, die Herrschaften ! Ich habe von diesem glücklichen Anlass hier gehört und bin spontan zu Ihnen gekommen !Ich möchte es auf keinen Fall versäumen, nicht nur in meinem, sondern ganz besonders natürlich auch im Namen der Duisburg-Wannheimer-Kulanz-Assekuranz dem Brautpaar für ihren neuen Lebensabschnitt alles Gute zu wünschen. DER BRÄUTIGAM : Danke, aber woher haben Sie denn gehört, daß .....
DER VERTRETER : Wir von der Duisburg-Wannheimer sind eben immer ein bischen näher an unseren Kunden !
DIE FRAU : Immer nahe am Standesamt, im Schaukasten die Aufgebote studieren, was ?
DER VERTRETER : Aber gute Frau, schließlich komme ich nicht mit leeren Händen ! Denn wir von der Duisburg-Wannheimer, -
(stellt sich in Pose und mit viel Gefühl : )
wir wissen es genau, - alles, was in der Welt geschieht, ist an sich vorbestimmt .......
DER VATER : Ja, vorbestimmt. Sagte Forst auch immer ! So ein Zufall, der war ja a u c h bei einer Versicherung ! DER VERTRETER : ...... und diese Vorbestimmung beruht auf Gesetzen ! Nur, wer hinreichend Kenntnisse hat, kann alles, was geschieht, nach diesen Gesetzen vorausberechnen! DER GROSSVATER : Donnerwetter ! DER VERTRETER : Und wir von der Duisburg-Wannheimer, - w i r kennen diese Gesetze !
Denn die Mechanik transzen- diert den Kosmos, die Duisburg-Wannheimer aber transzendiert den Zufall !
Die psychologischen Fundamentalkräfte, die bilden unser subsidiäres Periodensystem ! Wir fusionieren die schwarzen Löcher in den Haushaltskassen,
(steigert sich) Wir bilden die Antimaterie zur AOK, (total ergriffen, geht in die Knie) die Duisburg-Wannheimer, -Ihr Raumschiff Enterprise für den großen Kollaps, d i e S u p e r n o v a i m S o z i a l s y s t e m !(Pause, steht wieder auf, breitet die Arme aus, ganz werbemäßig)Wir brechen für sie den Marmor aus dem Steinbruch des Lebens !
ALLE : (alle klatschen und rufen durcheinander)
Bravo ! Bravo ! Klasse ! Super ! Spitze !
DER GROSSVATER : Schwarze Löcher ? So`n Quark ! Krieg ich noch Nachtisch ? DER VERTRETER : (plötzlich wieder ganz geschäftsmäßig, nimmt das Glas und trinkt)
Prost! Auf das glückliche Brautpaar und - die Duisburg - Wanheimer !
(er setzt sich auf den Stuhl und bricht mit ihm zusammen)
DIE FRAU : Hoffentlich sind Sie gut versichert !