LITERATURKURS 12 / 2

PROLOG
Es ist nicht einfach so ein Thema auf der Bühne darzustellen
ohne auf manche Menschen irritierend zu wirken, was Sie aber
keineswegs davon abhalten sollte, sich diese Szenen ganz in
Ruhe und ohne jedes Vorurteil anzuschauen.
Es war für uns, wie für die meisten Menschen, nicht
unproblematisch über dieses Thema zu reden, es auf der Bühne
darzustellen und zu präsentieren ist noch schwieriger.
Wir wollen auf keinen Fall diffamieren, auch wenn manches
vielleicht banal wirkt, weil es eben banal ist.
Unser Thema ist der Tod und das Leben!
Wie Menschen ihr Leben leben und es schätzen.
Warum Menschen ihr Leben anders leben, wenn sie eine
Krankheit haben, den Tod vor Augen haben.
Es gibt da einen schönen Spruch: „Die Gegenwart ist der
Zustand der guten alten Zeit und der schöneren Zukunft!"
Warum leben wir immer mehr in der Zukunft oder Vergangenheit
als in der Gegenwart?
Sehe ich heute die Sonne aufgehen, denke ich, wie schön es jetzt
wäre an einem anderen Ort zu sein oder erinnere mich an meinen
letzten Urlaub. Nie aber denke ich an das jetzt, hier und heute.


Foto: Karin Koster, Wesel

MITWIRKENDE:
Heike Börgmann - Gülay Caglyan - Orkide Ciplak - Ismail Dennis -Daniel Döring - Thomas Hüsken
Arpi Kodak - Oliver Meis - Melanie Praest - Charline Schnetgöke - Dörte Schüring -Tanja Schwenson
Mareike Thomas - Derya Toprak - Katrin Wilhelm - Kursleiter: Jochen Gerberding

Da saßen wir nun, der Literaturkurs des 12. Jahrgangs der EBGS 98/99.
Was sollten wir angehen? Natürlich, dieses neue Fach weckte sofort viele Ideen und entfachte tiefgehende Diskussionen.
Aber vor allem weckte es das Bedürfnis, den Menschen etwas nahezubringen, die Bühne zu nutzen um zum Nachdenken anzuregen.
Wir kamen in vielen intensiven Gesprächen immer wieder auf das Thema "Leben und Tod" . Dabei war auch das Bedürfnis über Krankheiten zu sprechen immer vorhanden und stürzte uns in große Nachdenklichkeit.
Der Literaturkurs wollte nicht Themen bearbeiten, die schon -zig mal auf der Bühne dargestellt wurden. Nein, bestimmte Tabus sollten gebrochen werden. Wir wollten durchaus provozieren, was auch sicherlich die Gefahr in sich barg, unverschämt zu wirken, aber damit mußten wir rechnen.
Es wurde schließlich eine Aufführung, die ausschließlich von selbstgeschriebenen Szenen, Texten und Gedichten getragen wurde.
So eine Szene, in der die Mutter (Arpi Kodak) eines HIV-infizierten Kind über all ihre Schwierigkeiten und Sorgen spricht, die sie in unserer heutigen Gesellschaft hat. Eine Szene, die sich an realen Schilderungen orientiert.
Ein Ehepaar (Derya Toprak, Thomas Hüsken) unterhält sich über einen verstorbenen Freund und es wird den beiden immer deutlicher, dass viele Trauerrituale nichts mit wahren Gefühlen zu tun haben: "Du machst das doch nur so, weil es so üblich ist und alle es tun!"
Abwechslungen zu "normalen" Theatersehgewohnheiten, war der Versuch vieles in lebenden Bildern darzustellen, wie die Altarszene zu Beginn des Stücks, in der sich "Das Leben" (Dörte Schüring) und "Der Tod" (Charline Schnetgöke) vermählen oder die Personifizierung des Todes, der direkt zu den Menschen spricht und versucht ihnen die Angst vor dem Sterben zu nehmen.
Das Stück brachte einen Einblick in viele verschiedene alltägliche Schicksalschläge: von einer Therapiegruppe Selbstmordgefährdeter (Katrin Wilhelm), bis hin zu einer Beerdigung bei der alles sein Ende, aber eben auch seinen Anfang findet.
Erreicht haben wir hoffentlich mit dem Stück, Einblicke in neue, ungewohnte Sichtweisen, Nachdenklichlichkeiten, Diskussionsansätze, manchmal vielleicht auch Tränen in den Augenwinkeln.
Dieses Theaterstück ist mit der Zeit ein Teil von jedem von uns geworden!
Und deshalb war uns, wie auch unserem Literaturkurslehrer (Jochen K.Gerberding) klar, unsere Eintrittsgelder und die Spenden der Zuschauer in Höhe von 515.- DM im Sinne unseres Stücks zu verwenden, wie sie der deutschen AIDSHILFE, die sich um aids- und krebskranke Kindern kümmert, zu spenden.

DANKE an alle, die für diesen Zweck gespendet und uns unterstützt haben!

Charline Schnetgöke