Und wahr ist auch, dass Frau’n – und manche Männer – Von Zeit zu Zeit erkennen, dass das Treiben Von Rüstung, Feindbild, alter Tradition, Gewohnheits - Unrecht, das sich hält für Recht, zum Lachen wär, wenn’s nicht zum Weinen wäre. Aristophanes |
23./24./25.MAI
2005 JEWEILS 19.00 UHR
Zum
Inhalt
Das
antike Athen. Seit Jahren Krieg mit Sparta und keine Aussicht auf Frieden.
Das ergreift Lysistrata die Initiative - sie schwört die Frauen aus
beiden Lagern ein auf die Liebe zu verzichten bis die Männer notgedrungen
ein Einsehen haben... ob das wohl klappt und ob alle durchhalten?!
Lysistrata
- Wär’ doch Liebe die Mutter der
Vernunft Oder Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs -
Es wirken mit
Frauen
Lysistrata Cansu TÜKEK
Kalonike Sonja SCHWARZ
Elektra Shirly PATTHAWARO
Lampito Lina SIERP
Myrrhine Sonja RICKERT
Penelope Karina PELZER
Iris Daphne STOPPA
Sybille Melissa STRAUB
Kallisto Julia MIESKE
Helia Wenja IMLAU
Hera Desiree GALLAN
Medea Jenny PONKRATZ
Malis Harima WESTHOFF
Männer
Drakes Tim PERKOVIC
Diomedes Tobias MEINZ
Dimitrius Lukas BAUMANN
Danaos Benjamin ANGST
Daskylos Rebecca FORST
Daros Ivy HAHNE
Ares Thilo HOLTWICK
Kinesias, Ehemann von Kalonike
Lukas BAUMANN
Thoas, Gesandter aus Sparta
Tobias MEINZ
Nikos, Gesandter aus Athen
Tim PERKOVIC
Technik
Daniel LÖSER Pascal JARCZYK Stephanie
ROSENKE Marcel HAUS Benedikt KAHL
Musikalische Leitung / Andreas WELNA
Textbearbeitung / Jochen K.GERBERDING
Regie / Janosch STEUWER Jochen K.GERBERDING
Szenen
1. Teil
1. Szene „Der Schwur“
2. Szene „Die Attacke“
2. Teil
3. Szene „Überläufige“
4. Szene „Sehnsüchtiger“
5. Szene „Wer sich lange
wehrt“
6. Szene „Wird sich
endlich gut“
7. Szene „Epilog“
4. Szene „Sehnsüchtiger“Lysistrata Ihr Frau’n, geschwind! Schaut alle her!
Kalonike Was gibt’s?
Lampito Was schreist du so? Wir kommen schon.
Lysistrata Ein Mann, ein Mann, da kommt ein Mann gelaufen. Man sieht ihm an, dass er vor Liebe krank ist. – Oh Liebesgöttin, hilf uns: mach sie alle so! – Dann dauert unsre Not nicht lange mehr.
Lampito Doch wer kann das nur sein?
Lysistrata Erkennt ihn eine?
Myrrhine Ach, du meine Güte! Das ist mein Mann, Kinesias; ja, das ist er.
Lysistrata Ja? Dann musst du ihn tüchtig drehn am Bratspieß.
Lampito Ermutige ihn! Lieb ihn und lieb ihn nicht!
Lysistrata Tu alles, was nicht unser Schwur verbietet.
Myrrhine Verlass dich drauf!
Lysistrata Ja, und ich helf dir, Liebe. Ich bleibe hier und mach ihn richtig heiß. – Ihr andern, geht.
(Die Frauen gehen zurück. Kinesias, der ein kleines Kind trägt, tritt auf.)
Kinesias Wie furchtbar, diese Qual! Die Zuckungen und Wallungen, der Andrang des Bluts, als reckte man mich auf der Folter!
Lysistrata Wer da in unsrer Postenkette? – Halt!
Kinesias Nur ich.
Lysistrata Ein Mann?
Kinesias Ein Mann? Und ob!
Lysistrata Dann pack dich!
Kinesias Wer bist du, Frau, die mich verjagt?
Lysistrata Die Wachen.
Kinesias Dann flehe ich dich an, ruf mir Myrrhine!
Lysistrata Ruf dir Myrrhine? Und wer bist denn du?
Kinesias Ich bin ihr Mann, ich bin Kinesias.
Lysistrata Ah! Dann bist du willkommen. Das bist du. Dein Name ist berühmt bei uns, berühmt. Denn immer führt dich deine Frau im Mund. Wenn sie ein Ei isst oder eine Flasche an ihre Lippen setzt, seufzt sie: Kinesias
Kinesias Ja? Wirklich?
Lysistrata Ja. Wirklich. Und wann immer von den Männern die Rede ist, dann sagt sie: „Alle Männer sind Lumpen, außer mein Kinesias!“
Kinesias O, bitte, hol sie her!
Lysistrata Was gibst du mir?
Kinesias Was du nur willst ... soviel ich bei mir habe. Da: Nimm nur alles!
Lysistrata Gut, ich geh und ruf sie dir.
Kinesias Mach schnell! – Mich freut das Leben nicht mehr, seit sie fort ist. So oft ich heimkomm in das leere Haus scheint alles ausgestorben, ich muss weinen. Das beste Essen schmeckt nicht. – Ich will sie!
Myrrhine (Hinter der Szene): Ja, ja, ich lieb ihn, lieb ihn. Aber er will ja mich nicht. Ruf mich nicht hinaus zu ihm.
Kinesias Wie meinst du das? Myrrhine, Süße, Süße, Liebste! Komm doch! Oh komm!
Myrrhine Zu ihm? Nicht ums Verrecken!
Kinesias Ich ruf dich, Liebste! Warum kommst du nicht?
Myrrhine Ach, ja, du rufst mich; doch du willst mich gar nicht.
Kinesias Ich will dich nicht? Ich sterbe fast vor Sehnsucht!
Myrrhine Leb wohl.
Kinesias Wart, Liebste! Hör doch auf dein Kind! (Leise, kneift das Kind): Da, kleines Miststück, du, ruf deine Mutter!
(Kind brüllt.)
Hast du denn gar kein Herz für unsern Jungen? Tut dir nicht unser armes Kleines leid?
(Kind brüllt lauter.)
Sechs Tage ungewaschen und ganz hungrig!
Myrrhine Mir tut er sehr leid. Dir tut er nicht leid.
Kinesias Dann komm doch her, Geliebte. Nimm ihn doch!
Myrrhine Ach, Mutter sein! Oh, Gott, ich muss zu ihm.
Kinesias Sie sieht noch jünger und noch schöner aus. Und wie sie zornig ist und selbstbewusst, das ist ganz groß. Ich komm fast um vor Liebe.
Myrrhine (Reißt ihm das Kind weg): Du süßes Kind. Wenn auch dein Vater bös ist. Mein Liebstes, gib der Mama einen Kuss!
Kinesias Warum behandelst du mich so, du Ekel? Dich haben diese Drecksweiber verführt. Du machst mich unglücklich, dich selber auch.
Myrrhine Weg mit der Hand! Du lass mich nur in Frieden!
Kinesias Und unser schönes Heim, deines wie meines. Geht das zugrunde?
Myrrhine Das ist mir egal.
Kinesias Egal? Die Hühner sind ins Haus gekommen, zerfleddern deine ganze Webarbeit.
Myrrhine Mir gleich.
Kinesias Und deine ehelichen Pflichten, der Liebesgöttin schönes nächtliches Opfer? So lang versäumt? Willst du nicht kommen, Liebste?
Myrrhine Nein, erst wenn ihr dem Krieg ein Ende macht und alle Freundschaft schließt, dann komm ich wieder.
Kinesias Nun gut. Wenn du das willst, tun wir auch das.
Myrrhine Nun gut, wenn du das willst, komm ich auch heim. Doch jetzt noch nicht; ich hab geschwor’n. Ich kann nicht.
Kinesias Doch küss mich! So lang hatt’ ich keinen Kuss.
Myrrhine Da. (Küsst ihn.)
Kinesias Oh, Geliebte! Komm gleich jetzt mit mir!
Myrrhine Nein. – Doch das heißt nicht, dass ich dich nicht liebe.
Kinesias Wenn du mich liebst ... warum nicht ... hier vielleicht?
Myrrhine Du Esel! Mit dir schlafen vor dem Kind?
(Er legt das Kind weg.)
So. Er ist weg. Jetzt komm, leg dich zu mir.
Myrrhine Doch Liebster, wo?
Kinesias Die Grotte dort. Ganz schön.
Myrrhine Und meinen Schwur brech ich für dich, du Sünder?
Kinesias Ich nehms auf meinen Kopf. Da sorg dich gar nicht!
Myrrhine Aber wir brauchen doch ein Bett? Ich hol eins.
Kinesias Es geht doch auch am Boden!
Myrrhine Nein, Geliebter. Ich lass dich doch nicht schmutzig werden. Wart nur.
(Ab.)
Kinesias Jetzt glaub ich steif und fest, sie liebt mich doch!
(Myrrhine mit Bett zurück.)
Myrrhine Komm! Leg dich hin, mach schnell! Ich zieh mich aus. – Oh Gott! Da fehlt uns doch noch die Matratze.
Kinesias Wozu? Ich brauch die nicht!
Myrrhine Das ist zu hart sonst.
Kinesias Komm, küss mich.
Myrrhine Da. (Küsst ihn und läuft fort.)
Kinesias Du Teufel! Komm zurück!
(Myrrhine kommt mit der Matratze zurück.)
Myrrhine So. Leg dich hin. – Jetzt ziehe ich mich aus. – Du meine Güte! Wo ist denn das Kissen?
Kinesias Ich brauch doch gar kein Kissen.
Myrrhine Aber ich! (Läuft fort.)
Kinesias (Blickt an sich herunter.) Man lässt uns darben! – Vorbereitungen als kämen alle Götter zu Besuch!
Myrrhine (Kommt mit Kissen.) Heb’ deinen Kopf hoch, Liebster!
Kinesias Jetzt klappt alles.
Myrrhine Ja? Nichts mehr fehlt?
Kinesias Nur du fehlst, Schatz! Mach schnell!
Myrrhine Ich zieh mich ja schon aus ... Nur du, vergiss nicht, was wir vom Frieden sagten! – Du hältst Wort?
Kinesias So wahr ich lebe!
Myrrhine Ach? Noch keine Decke!
Kinesias Ich will ja keine Decke, ich will dich!
Myrrhine Gleich bin ich da! (Ab.)
Kinesias Sie bringt mich um: „’ne Decke!“
Myrrhine (Kommt mit Decke oder Schafspelz.) So! Steh jetzt auf.
Kinesias I ch steh!
Myrrhine Nur noch Parfüm!
Kinesias Doch nicht für mich!?
Myrrhine Doch, doch! Du sollst gut riechen! (Ab.)
Kinesias Herrgott! Lass sie die Flasche doch zerbrechen!
Myrrhine Jetzt halt die Hand auf und verreib es schön.
Kinesias Schon gut. – Mein Gott, das stinkt ja ...!
Myrrhine Wie dumm von mir, das billige Zeug aus Rhodos!
Kinesias Das langt doch!
Myrrhine Nein! (Ab.)
Kinesias Mir stinkt dieser Aufschub! Der Teufel hole diese Schönheitskrämer!
Myrrhine Da hab ich was für dich! (Gibt ihm die Flasche.)
Kinesias Komm lieber her! Da hab ich was für dich!
Myrrhine Gleich, Liebster, gleich! Ich zieh die Schuh aus ... Doch, Kinesias, du! Den Frieden, den vergisst du nicht!
Kinesias Ach, den? Das findet sich schon noch!
(Sie läuft weg.)
Verdammt! Jetzt ist sie weg! Betrogen hat sie mich und stehen lassen. – Die schönste Frau der Welt! – Was tu ich nur? Ich brauch doch irgendwas! – Und dann, das arme Kind. Als wär’s verwaist; wer soll sich um ihn kümmern? (Wütend, laut): He! Einen Kuppler! – Das ist dringend: Schick mir aus dem Bordell gleich eine Amme ins Haus!
Danaos Und das hat sie, du Guter, dir getan! Die Eklige, die Abstoßende ...
Kinesias Schweigt! Ihr kennt sie nicht, wenn ihr sie so beschimpft, ihr selbst seid schuld an meinem Missgeschick, mit eurem dummen Krieg, der überall nur Unglück sät und Streit, wo Glück sein könnte. Die Frauen haben recht, das seh ich jetzt, dass sie von euch sich nichts mehr bieten lassen. Was schert mich euer jammervolles Fluchen: Ich stimme jetzt für Frieden und Myrrhine, die süßeste, die hinreißendste Frau!
Daskylos Die Süßeste? – Das ganze verworfene Weib? O Zeus, Gottvater der Männer! Packe sie! Reiß sie von unten hoch, wie der Wirbelwind! Drehe sie um und um unter Blitzen und Donner! – Dann aber lass sie fallen aus allen Wolken herab auf die Spitze unseres alten knorrigen Stammbaums!
Daros Kinesias, bleib! – Ihm nach! – Ein ernstes Wort mit dir! Gilt deine Liebe mehr als unsre Sache hier!?
Danaos Ja, sprecht mit ihm; doch denk und fühl ich schon wie er: Soviel der Krieg uns galt, die Liebe gilt viel mehr.
PREMIERE MAI 2005
THEATERPRODUKTION 2004 / 5